Indien – ein Land, zwei Gesichter

6. November 2014

Da stehen wir also. In mitten vom Flughafen in Mumbai. Orientierungslos laufen wir in der Gegend umher bis wir endlich einmal zu der Passkontrolle gelangen *Thank God*! «Jetzt nur noch schnell durch die Kontrolle, Gepäck schnappen und ab zum Hotel», sage ich mir. Tja schön wärs, wenn nur der Herr an der Kontrolle nicht ellen lang gehabt hätte, meinen Pass anzustarren und ihn taaaausend mal zu drehen. In solcher Situation könnte ich schreien, ich schwörs.

Aber nun gut: Ruhe bewahren und freundlich lächeln tut’s wahrscheinlich auch. Und tatsächlich, er lässt mich durch (hätte mich auch gewundert wenn nicht  )

Als wir dann bei der Gepäckausgabe ankamen, waren unsere Koffer bereits griffbereit (Business Class = Priority Baggage) #forthewin!

Im Hotel angekommen wollte ich einfach nur noch schlafen gehen, denn am nächsten Morgen mussten wir um 4.00 Uhr aufstehen, um die Fahrt in Richtung Pune in Angriff zu nehmen.

Halb schläfrig stand ich dennoch pünktlich am Hotelausgang, aber weit und breit war kein Fahrer zu sehen. Meine Arbeitskollegen und ich wurden langsam etwas wütend – wollten ja schliesslich nicht umsonst so früh aus den Federn gejagt werden. Und endlich, mit etwa 30 Minuten Verspätung traf der Fahrer bei uns ein und wir konnten los. Von der Fahrt bekam ich ehrlich gesagt nicht viel mit. Hab sehr viel geschlafen und mit Musik gedöst.

Nach 8 Stunden kamen wir in Pune an und dann ging es direkt weiter zur neuen Fabrik. Die Fahrt im Auto war sehr unterhaltsam, da der Fahrer nicht genau wusste, wo die Fabrik lag und fast kein Englisch verstand. Hände und Füsse waren also gefragt.

Schlussendlich kamen wir dann doch noch in der Fabrik an – mit einem leichten Rütteltrauma.

Zuerst wurden wir allen Beteiligten Personen vorgestellt und dann bekamen wir eine kleine Führung durch die Fabrik und auch durch das Gelände. Als wir unterwegs waren bekam ich dauernd stechende Blicke zu spüren – das lag wohl daran, dass ich eine weisse junge Frau bin und blonde Haare hatte. Ein ganz komisches Gefühl, von allen Indern immer so gemustert zu werden. Aber ich musste versuchen, diese Blicke auszublenden. Was gar nicht mal so einfach war…

In den folgenden Tagen waren wir immer damit beschäftigt, Filmaufnahmen zu machen und organisatorische Details zu klären, denn es Stand ein grosser Event vor der Tür: die Einweihung der Fabrik. Für die Inder war es ein spezieller Moment und ich muss auch sagen, was die Inder da auf die Beine gestellt hatten, war grosse Klasse, Respekt.

Bevor die Präsentation aber losging, wurde die Fabrik von einem Priester gesegnet – die ganze Prozedur dauerte, glaube ich, eine ganze Stunde und es war eindrücklich. So etwas hatte ich bevor noch nie gesehen.

Während der Zeremonie durften die Fabrikarbeiter einige Worte dazu sagen. Alle waren so happy. Eine richtige Familie. Mein Herz blühte auf, als ich sah, wie alle sich an den Händen nahmen um sich gegenseitig zu pushen und zu unterstützen.

Nach dem Event kam ich mit einigen Mitarbeitern ins Gespräch und sie erzählten mir viel über die Arbeit und das Leben in Indien. Für mich war es wie eine «Lehrstunde».

Listen to the wind, it talks. Listen to the silence, it speaks. Listen to your hear, it knows.

Nach den vielen Gesprächen, tauuuusend Filmaufnahmen ging es für uns wieder zurück nach Mumbai. Wuhu, 8h Autofahrt – & los geht’s.

Das Problem, als wir in Mumbai ankamen: Der Verkehr! Das ist, als würde man versuchen an der Street Parade mit einem Kinderwagen durchschlendern zu wollen: Unmöglich. Autos da, Autos dort, Hupe hier, Hupe dort. Noch nie hatte ich während dem Autofahren panische Angst wie da. Jedes Mal dachte ich: Jetzt werden wir abgeschossen. Ich schloss die Augen und musste wohl eingeschlafen ein, denn mein Arbeitskollege weckte mich, als wir im Hotel ankamen.

Am nächsten Morgen hatte ich mit ihm abgemacht, eine kleine Sightseeing-Tour zu machen, denn am Nachmittag hatten wir ein Meeting. Von unserem Hotel bekamen wir einen Fahrer für 4 Stunden, der uns durch Mumbai kutschierte.
Unser Fahrer hielt auf einer Querstrasse an und sagte, wir sollen der Strasse folgen, mit niemandem sprechen, niemanden ansehen und dann Fotos vom «Gate of Mumbai» machen und wieder zurückkehren. Herrje, auch das noch. Alleine durch die Gegend irren ohne Einheimische Leute – das kann heiter werden.

Auf dem Weg wurde ich von einem jungen Mädchen angequatscht – wollte mir Blumen verkaufen. Ich wollte diese nicht annehmen, aber das Mädchen lief einfach weg. So musste ich ihr hinterher und ihr die Blumen über die Schulter legen. Mensch, die war vielleicht sauer. Ein wenig mit einem mulmigen Gefühl marschierten wir also weiter, knipsten Fotos und kehrten zum Auto zurück. Thank God, alles war noch da 

Als wir zurück im Hotel waren, hatten wir gerade noch Zeit, unseren Laptop zu packen und zum nächsten Meeting zu rennen. Stress pur. Aber das ist in Indien irgendwie normal. Alle sind immer auf der Hut und unterwegs. Deshalb: Einfach mit dem Strom gehen.

The land, where humanity has attained it’s highest towards gentleness, towards generosity, towards purity, towards calmness, It’s India.